Auf den Spuren von Eva und Robert - Verona Diaries Special

Das Team von Verona-Diaries.com war für euch in Verona unterwegs
und hat sich auf die Spuren von Eva und Robert begeben.
Neben der Besichtigung von einigen Drehorten
stand auch ein Besuch in Roberts Restaurant "12 Apostoli" auf der Liste.
Das und noch vieles mehr, könnt ihr in diesem kleinen Video sehen.



Sonntag, 30 September 2012 [Woche 51]
by XShipper   
Der vermaledeite Hochzeitstag    



sollten Robert und ich in den kommenden Jahren unseren Hochzeitstag noch einmal freiwillig feiern wollen, bitte, lass ihn einfach ein ganz normaler Hochzeitstag sein. Ehrlich, wir saßen an „unserem“ Abend auf der Couch im Wohnzimmer und es herrschte eine Stille… keiner sagte was. Wir saßen einfach nur da und schmollten!

Eigentlich hätten wir, als wir zurück in die Wohnung stürmten, unsere klitschnassen Sachen vom Leib reißen, uns ein warmes Bad und eine schöne heiße Hühnerbrühe gönnen sollen. Stattdessen haben wir die Fliesen eingesaut sowie unsere Couch. Ich weiß gar nicht genau, für wie lange.

Irgendwie haben wir kein Glück, oder? Unsere Hochzeit vor einem Jahr ging in Flammen auf und unser erster Hochzeitstag ging sprichwörtlich den Bach runter. Das ist sooo unfair! Damals flog der Fürstenhof in die Luft, kurz nachdem wir getraut wurden. Wir konnten nicht einmal richtig unsere Vermählung mit all unseren Freunden und Verwandten, reichlich Wein und Sekt, bei guter Musik und gutem Essen feiern. Nein, Barbara von Heidenberg kam uns dazwischen. Und dieses Mal dachte sich wohl der Wettergott, er müsste unbedingt seine depressive Phase ausleben. Ausgerechnet in dieser Woche spielte das Wetter verrückt, dass selbst für Verona Sturmwarnungen ausgerufen wurden.

Tja, so endete unser so romantisch geplanter Ausflug klitschnass auf unserer Couch. Aber irgendwann fingen wir an zu lachen. Zuerst stockend und glucksend, aber als wir uns beide ansahen, war es um unsere miese Stimmung geschehen. Wir lachten uns die Welt schön! Nachdem wir uns allmählich wieder beruhigt hatten, spürten wir die Kälte in unsere Knochen hochsteigen. Ich fröstelte mehr als Robert und fing an zu zittern. Nach einer Decke greifend legte er diese um uns und zusammen eingehüllt starrten wir gedankenverloren ins Nichts.

Aber so einfach diese Geste und dieser Moment auch waren, er war schön. Sein Kopf an meinem gelehnt, lauschten wir in unserer eigenen kleinen Zweisamkeit unser Ein- und Ausatmen… bis Robert mit leiser, fast erstickter Stimme sprach:

„Eva, egal wie unsere Hochzeitsfeiern auch waren oder sein werden, das ist unwichtig. Wir haben uns! Wir haben die erste und auch schwierigste Hürde gemeistert. Natürlich geht es in unserer Ehe meistens drunter und drüber – ich hab das Restaurant, du den Kindergarten. Wir arbeiten beide, dennoch können wir uns nachts in den Armen liegen und die Zeit genießen. Gewiss ist es nicht einfach, so weit weg von allem Bekannten zu leben, aber wir haben uns schließlich hier zusammen gerauft und haben es doch bis hier hin super hinbekommen, oder? Ich bin der glücklichste Mann der Welt, Eva. Obwohl ich gewiss kein fehlerfreier Mensch, frage ich mich immer wieder, wie du mit jemand wie mir zurechtkommen kannst. Ich hatte so viel Pech, seit Miriam nicht mehr ist, aber ich weiß, dass ich ohne dich jetzt nicht hier wäre. Von mir aus können alle kommenden Hochzeitstage chaotisch werden, Hauptsache ich hab dich!“

„Und ich dich…“, zu mehr kam ich nicht, da küssten wir uns auch schon lang und innig.

Für Robert war ich in dem Moment die schönste Frau auf Erden. Mein Gesicht war, während er sprach, rot angelaufen; mein Mascara zog sich über meine Wangen und die dunklen Tränentropfen hinterließen unschöne Flecke auf meinem Kleid. Ich weinte vor Rührung wie ein Wasserfall. Nachdem wir uns voneinander lösten, weil uns die Luft ausging, sah er mich an und in seinen Augen konnte ich nur Liebe und Freude erkennen.

Halte es für göttliche Fügung oder Schicksal, aber in dem Moment ertönte von irgendwo her unser Lied. Es passte zu unserer Situation, dabei war es lediglich mein Handy, auf dem ich eben jenes Lied als Klingelton habe. Mein wahrer Vater, der Gustl, hatte sich an uns erinnert und wollte mir mal eben was vom lieben Gott erzählen und dass die Ehe ja so dünn wie ein Blatt Papier sei, schließlich spräche er ja aus Erfahrung. Es läge noch ein weiter Weg vor uns. Und auch wenn wir es in unserem ersten Jahr der Ehe schon so weit gebracht hätten, wäre unser Bund für’s Leben noch sehr dünn und unausgereift. Sein Vortrag ging eine gefühlte Ewigkeit und ich wusste nicht so recht, ob er nicht vielleicht von sich und Käthe sprach. Oder er wollte irgendwie all die Jahre, die er als Vater verpasst hatte, nun über das Telefon nachholen. Ach, eigentlich beabsichtige er ja nur uns zu gratulieren. Letztlich wurde es aber doch der schönste 1. Hochzeitstag, den ich mir hätte wünschen können.

Und als ob der Wettergott das spürte, wurden die nächsten Tage wieder so richtig schön. Nicht unbedingt viel wärmer, aber die Sonne ließ sich wieder blicken und es war, als hätte es das stürmische Ungewitter gar nicht gegeben. Oder hatte vielleicht noch eine höhere Macht ihre Finger im Spiel?

Jedenfalls stimmte mich das im Nachhinein irgendwie nachdenklich und ich dachte mir, schaden kann’s nicht – also war ich diesen Sonntagmorgen mit Valentina beim Gottesdienst der San Domenico Kirche in der Via del Pontiere. Der wird sogar auf Deutsch abgehalten, doch das war nebensächlich. Ich nutzte die Nähe zu Gott, um doch ein bisschen um Beistand für Robert und mich zu bitten, anschließend zündeten Valentina und ich eine Kerze für ihre Mutter Miriam an.

Die Teilnahme zum Abendmahl haben wir allerdings dankend abgelehnt, schließlich steht heute noch eine kleine After-Party an. Sobald Robert im Restaurant Feierabend hat, geht’s raus zu Gianni und Tiziana. Als ich nämlich Jacob von unserem verpatzten 1. Hochzeitstag erzählte, hat der sich vor Lachen gar nicht mehr eingekriegt, bis ihn Debbie – dem Geräusch nach zu urteilen mit dem Strohbesen – eine über dem Schädel zog! Einsichtig, wie mein Bruder manchmal ist, hat er zusammen mit unseren Freunden dann eine kleine Feier extra für uns organisiert.

Von daher werde ich mich jetzt noch schnell hübsch machen, bevor mein Mann nach Hause kommt, und um Valentina muss ich mich auch noch kümmern, denn sie kommt auch mit. Zum Ende wird eben doch noch alles gut…

Deine