Auf den Spuren von Eva und Robert - Verona Diaries Special

Das Team von Verona-Diaries.com war für euch in Verona unterwegs
und hat sich auf die Spuren von Eva und Robert begeben.
Neben der Besichtigung von einigen Drehorten
stand auch ein Besuch in Roberts Restaurant "12 Apostoli" auf der Liste.
Das und noch vieles mehr, könnt ihr in diesem kleinen Video sehen.



Sonntag, 07 Oktober 2012 [Woche 52]
by XShipper   
Kleine Katastrophe, große Auswirkungen    



Meine Männer, Robert wie Jacob, sitzen hier auf der Couch und machen lange Gesichter. Wenn sie sich nicht gerade wimmernd mit einem Eisbeutel und den tief gefrorenen Erbsen an den Schläfen haltend ihrem Elend hingeben, diskutieren sie darüber lautstark, wie notwendig und gleichzeitig bescheuert alles war. Wobei mein Bruder meinem Mann ständig ins Wort fällt, dass er ja keine Ahnung hätte, mit wem sie sich da angelegt hätten.

Du willst bestimmt wissen, was passiert ist? Nonsens natürlich, aber wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es eine einfache Entschuldigung auch getan. Doch bei bloßem Nonsens säßen die rechtschaffenden Herren ja jetzt nicht mit je einem blauen Auge schmollend hier rum. Wir hätten die Einladung zur Hochzeit von Roberts Vater mit seiner neuen Geliebten annehmen und so schöne Tage am Fürstenhof verbringen. Aber nein, stattdessen verzweifelt hier mein Mann, weil er befürchtet, der ganze Mist könnte ihn den gerade erst gewonnen Stern kosten, und mein Brüderchen befürchtet hinter all dem einen riesigen Mafia-Prozess.

Also, Roberts Sorgen kann ich ja noch verstehen, aber wieso Jacob nun alles verflucht, leuchtet mir noch nicht ein. Dabei war gerade er am letzten Sonntag noch so gut gelaunt und der Zukunft gegenüber zuversichtlich gestimmt. Nun stammelt er immer wieder was von der italienischen Mafia… was hat die denn damit zu tun? Ok, ich fang wohl besser von vorne an: Es war ein ganz normaler Nachmittag im Kindergarten mit einer hübsch chaotischen Geburtstagsfeier, als er die ersten Kinder bereits von ihren Eltern abgeholt wurden. Einige von ihnen spielten drinnen in der Einrichtung, andere tobten draußen umher. So auch Valentina, die mit einigen ihrer Freundinnen im Buddelkasten Sandkuchen und -burgen baute.

Aus der Ferne hatte ich sie einen Moment dabei beobachtet und war ganz entzückt. Als dann einer der Väter kam, um sein Mädchen, die heute Geburtstag hatte, abzuholen, führte ich ihn raus auf den Hof. Ich sprach gerade noch mit ihm, wie gut die Feier verlief und wie artig doch alle miteinander spielten, da geschah es. Als Mutter rutschte mir kurz das Herz in die Hose wie ich Valentina nach hinten wegfallen sah. Sie stand auf dem Holzrahmen und wollte eigentlich raus aus dem Sandkasten, weil sie mich sah. Aber anstatt zu mir zu laufen, verlor sie das Gleichgewicht und fiel wieder zurück auf ihren Po – genau auf den Haufen Sand, den eben noch ihre Freundin zu einem zweistöckigen Kuchen geformt hatte.

Die fing natürlich an zu weinen und schrie fürchterlich, Valentina hätte ihre Geburtstagstorte kaputt gemacht. Was selbstverständlich nicht stimmte, aber der Vater dieses Kindes ergriff sofort Partei, was ich für Valentina ebenso tat. Bevor wir aber die Kinder erreichen konnten und Valentina plötzlich wegen allem Möglichen beschuldigt wurde, stolperte sie beim Versuch aufzustehen. Dabei fiel sie erneut und suchte lediglich nach Halt, was leider mit einem Schlag ins Gesicht und zu Kratzern auf der Wange des Mädchens endete.

Der Vater war erzürnt, was sich das Balg da einbildete – dass es sich um meines handelte, war ihm eigentlich sehr wohl bekannt. Ich verstand seine Aufregung gar nicht, vor allem nicht seine beleidigende Art, die auch sofort seine Tochter an den Tag legte. Mich im Namen für Valentina zu entschuldigen führte zu gar nichts… er hörte gar nicht mehr zu. Das Gebrüll rief meine Kolleginnen auf den Plan, doch auch gemeinsam schafften wir es nicht, den aufgebrachten Vater und seine kleine Hoheit zu besänftigen. Er schnappte sich sein Kind, ging eiligst davon, aber rief mir noch zu, als er durchs Eingangstor hinausschritt, dass er enttäuscht von mir sowie dem Kindergarten sei und es noch Folgen haben würde, dass Valentina sein Ein und Alles schlug.

Wo ist die Verbindung zwischen Schaufel und Eimer zu den 2 blauen Augen? Temperament! Daran hätte ich vorher denken sollen, bevor ich abends meinem Mann von diesem sehr negativen Erlebnis für Valentina berichtete. Aber was sollte ich machen? Er merkte es mir sofort an, als er nachts endlich nach Hause und zu mir ins Bett kam. Sein Tag war anstrengend und er war müde. Ich war es auch, nur an Schlaf war für mich nicht zu denken. Es ratterte in meinem Kopf und ich ging immer wieder das Geschehene von vorn bis hinten durch. Vielleicht habe ich was nicht mitbekommen oder übersehen und der Typ hatte Recht! Er lag da, ich lag da und es war mucksmäuschen still. „Du denkst so laut, also was ist los?“, fragte mich Robert plötzlich. Also erzählte ich ihm alles. Wie gesagt, an Schlaf war nicht mehr zu denken.

Robert war außer sich, und so müde wie er vorher noch war, so aufgebracht blieb er fortan. Nachdem er die halbe Nacht hin und her tigerte, kam er am nächsten Morgen mit zum Kindergarten und wollte den anderen Vater gern mal kennenlernen. Ich hätte angenommen, dass dieser sich nach seinen Äußerungen zufolge nicht mehr bei uns blicken lassen und sich für seine Tochter was Neues suchen würde, aber dem war nicht so. Eigentlich hatte ich genau dies erhofft, sodass es keine weiteren Auswirkungen haben würde, dass ich meinen Mann nicht vom Mitkommen abbringen konnte.

Als sich die Herren dann erblickten, schritt Robert sofort auf ihn zu. Es kam, wie es kommen musste – vom Wortgefecht zur handfesten Auseinandersetzung. Mir war das so peinlich, aber erst als Robert sich eine heftige Schelle fing, konnte ich die Streithähne trennen. Und das blieb wahrlich nicht ohne Folgen. Es fielen viele böse Worte, die sich alle mit dramatischen Ausschmückungen am nächsten Tag in der Zeitung nachlesen ließen. Was wiederum ein schlechtes Licht auf meinen Sternekoch warf. Zahlreiche regionale Händler riefen im Restaurant an und wollten plötzlich nichts mehr mit dem „12 Apostoli“ zu tun haben und ihre Lieferungen einstellen. Die Gästezahl sackte von einem Tag auf den nächsten ein. Und die, die dennoch kamen, tuschelten an ihren Tischen und beäugten die Kellner wie auch ihre Teller mit skeptischen Blicken.

Was war geschehen? Das Geburtstagskind ist die Tochter eines hiesigen mächtigen Wirtschaftsmoguls, der sich eigentlich gerne im Hintergrund hält und von dort aus seine Fäden zieht. Und der hatte seine Drohungen wahr werden lassen, der Presse eine saftige Story aufgetischt und damit in der Restaurant-Szene einen Skandal angezettelt. Fortan tigerte Robert deswegen allabendlich umher. Seine Sorge, dass dies zu Aberkennung seines dritten Sternes und zur Pleite seines Restaurants führen könnte, stand ihm wahrlich ins Gesicht geschrieben. Ein stummer Zeuge davon war seine abheilende Lippe sowie das unverkennbar blaue Auge.

Aber wie kam nun mein Bruder zu seinem? Leider auf die gleiche Weise vom gleichen Kerl – er ist einer seiner Kreditgeber. Dieser besuchte ihn vorhin und bedrängte ihn augenscheinlich bei einer nicht sehr angenehmen Unterredung. Jacob berichtete davon, dass DIE Sache erwähnt wurde. Ehe er auch nur ein Wort der Beschwichtigung loswerden konnte, landete eine Faust in seinem Gesicht mit der netten Bemerkung, er solle gefälligst sputen und seinem Schwager – Robert – zu einer angemessenen Entschuldigung drängen. Jacob meinte, ihm wurde gedroht, doch näher wollte er gar nicht darauf eingehen.

Stattdessen sitzen sie beide nun beisammen und wollen nicht von ihren Standpunkten weichen. Robert sieht nicht ein, sich für etwas zu entschuldigen, was er oder auch Valentina nicht getan hatten. Und mein Bruder ist darüber ganz verzweifelt, weil er über alle Maßen davon überzeugt ist, dass das nicht gut ausgeht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Was ist, wenn wir uns wirklich mit der Mafia angelegt haben? Mir gegenüber sitzt Debbie und wir verstehen uns gänzlich ohne Worte. Auch ihr Blick ist ebenso voller Sorge, ihre Stirn hat frische Falten bekommen – vielleicht kann ich Robert doch noch zu einer Entschuldigung bewegen.

Nicht selten kann man dadurch Schlimmeres abwenden, auch wenn sie nur dem Zwecke dient und sich hier der Unschuldige entschuldigen würde. Ich werde nochmal zum Tiefkühlschrank gehen, eine neue Packung Erbsen holen und mich dann mit Debbie zu unseren Männern begeben… und das Alles nur wegen eines zermatschten Sandkuchens.

Deine