Sonntag, 20 Mai 2012 [Woche 32]
by XShipper
Streit, Verlust und Liebe



es scheint nicht eine Woche zu vergehen, in der nicht Trubel herrscht und den Haussegen auf den Kopf stellt. Nun, zum Glück nicht unseren, aber eben dieser Haussegen hing bei Jacob und Debbie gewaltig schief. Weder mein Bruder noch seine Freundin sind in Punkto Aufklärung über deren Situation offen, aber so viel ich mitbekommen habe, ging es um den enormen Kredit, den sich Jacob vor ein paar Monaten zugemutet hatte. Ich weiß nur nicht, ob er die Raten nicht mehr ableisten kann oder weitere Mittel zur Fertigstellung der Stallungen benötigt. Jedenfalls hatten sich die beiden ordentlich gezofft und Debbie wusste in ihrer Not nicht wohin – plötzlich war mein Mann der Hahn im Korb mit 3 Miezen!

Zum Glück war das nur ein Ausnahmezustand, aber es war auch ganz lustig. Debbie und ich verbrachten so ein paar Tage zusammen und kamen uns wie zwei beste Freundinnen vor, die eine nicht enden wollende Pyjama-Party veranstalteten. Von uns aus kam sie auch prima zur Uni und abends verwöhnte uns Robert mit allerlei Köstlichem, die Debbie schon gar nicht mehr missen wollte. Nachmittags bastelten wir mit Valentina lustige, kleine Handpuppen für den Kindergarten oder gingen in der Stadt bummeln, während wir Jacob mit seinen zig Telefonanrufen damit trösteten, dass er (was auch immer) alles erst wieder gerade biegen sollte.

Ein bisschen hart fand ich das schon und hätte lieber ein klärendes Gespräch zwischen den beiden bevorzugt – gerne auch in Robert und meinem Beisein, damit man sich nicht gegenseitig an die Gurgel ginge. Aber letztlich gab es eine Situation, die meiner Schwägerin in spe die Augen öffnete und klar werden ließ, wie unsinnig Streit sein kann: Bei herrlichstem Wetter genossen wir ein leckeres, italienisches Eis auf der Piazza Bra, als sich 2 Mädels – ähnlich unseren Schlags – die Haare rauften und das ganze Touristenviertel zusammen schrien. Eine ältere Dame ging immer wieder dazwischen und versuchte zu schlichten, aber vergebens… bis sie zu Boden sackte. Die Frau war die Mutter von einer der beiden und erlitt vor lauter Aufregung mitten auf dem Platz einen Herzanfall. Irgendwie schienen die Streithennen das jedoch gar nicht bemerkt zu haben, aber viele von uns dafür, also eilten wir hin.

Während Debbie von den Erfahrungen als Praktikantin in der Praxis ihres Vaters profitieren und hier mit einem selbsternannten Ersthelfer helfen konnte, versuchte ich mit anderen Passanten zusammen die sich zankenden Mädchens auf das sich vor ihren Füßen abspielende Drama aufmerksam zu machen. Klar, es war gefährlich gewesen, letztlich musste ich Valentina kurz absetzten und von den Zentimeter langen Fingernägeln von der einen trag ich nun eine fette Schramme am Arm. Hoffentlich werde ich jetzt nicht zu einem keifenden Vampir beim nächsten Vollmond… egal, es half. Für ein paar Schrecksekunden herrschte Stille, dann fing das Geheule an. Der Notarztwagen schlängelte sich an der Arena vorbei, die Römer in ihrer schillernden Rüstung boten ihre starken Schultern zum Ausweinen an und der Rest ging plötzlich ganz schnell vonstatten.

Was aus der alten Frau wurde, ist unklar. Aber wir hingen noch lange unseren Gedanken nach. Als wir dann zuhause ankamen, packte Debbie plötzlich ihre sieben Sachen und verabschiedete sich. Sie bedankte sich für die Gastfreundschaft, aber sie würde nun zum Hof zurückfahren, die Sache mit Jacob klären und sich mit ihm versöhnen. Streit führe schließlich nur zu Leid, und was an diesem Tag passiert war, war ein trauriges Beispiel dafür. Außerdem hätte Jacob genug gelitten, und nur gemeinsam ließen sich schließlich die Probleme als Team lösen. Wir umarmten uns noch ein letztes Mal, Valentina bekam noch ein Küsschen auf die Wange, dann fuhr sie heimwärts. Als Robert Feierabend hatte, erzählte ich ihn von den Ereignissen. Auch mein Mann ist ein wunderbarer Tröster und in seinen Armen fühlte ich mich sicher – so etwas geht nicht spurlos an einem vorbei und innerlich lief mir ein Schauder über den Rücken, als ich ihm das alles schilderte.

Die Woche neigte sich dem Ende zu und wir hatten unsere eigenen 4 Wände wieder für uns allein. Ich würde fast meinen, wir hätten wochenlang einen unstillbaren Hunger gelitten, der nun schwer zu stillen war. Zuerst ergriff mich ein immenser Tatendrang, der mich durch die Wohnung jagte. Ich schrubbte die Fußböden, wusch die Wäsche mitunter gleich 2 Mal, selbst die Gardinen mussten dran glauben, Teppiche schlug ich auf dem Hof aus und räumte sogar Valentinas Kinderzimmer um, während sie noch darin völlig irritierend guckend auf dem Boden saß. Als ich die Wäsche auf hing, erstellte ich gedanklich eine Liste, was für neue Unterwäsche, Socken und Klamotten ich alles kaufen könnte, dabei wäre das gar nicht nötig – nur eine von Roberts Unterhosen hatte am Bund ein Loch.

Ok, es blieb nicht bei dieser einen kaputten Shorts, die unbedingt durch eine neue ersetzt werden muss. Das strahlende Wetter lud heute förmlich zu einem ausgiebigen Sonnenbad ein. An den See wollte ich mit dem Kind alleine nicht fahren, da Robert noch im Dienst war, also breitete ich auf unsere Terrasse eine bequeme, weite Decke aus, schnappte mir meinen Bikini und die Sonnenmilch. Valentina hatte es vorgezogen endlich ihren verspäteten Mittagsschlaf zu halten, so konnte ich ohne Sorgen draußen liegen und dösen. Ich versprach mir, mich rechtzeitig zu wenden und zu drehen, damit ich von allen Seite ein bisschen Sonne abbekomme, aber irgendwie hab ich das verschwitzt. Erst als sich ein großer, fetter Schatten über mich ausbreitete, öffnete ich erschrocken meine Augen - eine triefende Kochjacke war auf mein Gesicht gelandet und versperrte mir die weitere Sicht. Ich hörte klappernde Schritte auf den Terrakotta-Fliesen, die immer näher kamen, also riss ich das Kleidungsstück herunter und sah einen schelmisch grinsenden Robert, der sich auch schon seines Unterhemdes, was ich passenderweise immer Muskelshirt nenne, entledigte. Seine Pantoffeln flogen im hohen Bogen beinahe über die Brüstung und mein Mann landete nach einem kleinen Hüpfer neben mir auf der Decke.

Ich lachte wie ein pubertierendes Schulmädchen über diese abstruse Situation. Während Robert mich von unten bis oben musterte, weiteten sich seine Pupillen. Und ich hätte schwören können, seine Augenfarbe wäre plötzlich eine andere. Ich erschrak fast, nur weiß ich nicht mehr, ob seines stierendes Blickes wegen oder weil seine zarte Berührung auf meiner geröteten Haut, da wo ich die Schramme hatte, schmerzte. Ein Autsch entkam mir und Robert griff sofort nach der neben uns liegenden Tube, um mich mit der kühlenden Creme einzureiben. Es war herrlich und irgendwie animalisch zugleich. Die Sonne brannte und es wurde heiß wie in einer Sauna. Kurz erlaubte ich mir einen Blick nach links und nach rechts, doch wir wohnen ziemlich hoch, und weit und breit ragte kein anderes Haus über uns, sodass wir in unserer mit Rankelpflanzen überwucherten Terrasse vor allzu neugierigen Blicken geschützt lagen. Vermutlich war das auch der ausschlaggebende Punkt, weshalb aus dem fürsorglichen Einreiben ein lustvolles Gereibe wurde. Frag nicht, es geschah einfach, es kam plötzlich über uns. Es geschah so schnell und voller Drang, dass der Reißverschluss von Roberts Kochhose aus seiner Naht gerissen wurde, eine weitere Shorts von ihm kaputt ging und mein Bikini-Oberteil einen seiner Träger verlor.

Nun war er von Hitze auf ihm und um ihn herum umgeben und mein Rücken bekam einen schönen Sonnenbrand mit tiefroten Striemen. Wie war das noch mit Fangzähnen, Krallen, Blut und Vollmond? Manchmal entstammen solche Schauermärchen auch einfach nur der puren Lust am Fleische!

Deine