Verona Diaries - News


Na, wer von euch plant bereits den Sommerurlaub?
Zieht auf jeden Fall Mallorca mit in die Planung ein,
denn dort öffnete bereits am 1. März das
"Sturm der Liebe"-Café seine Pforten - immer eine Reise wert.

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Montag, 11.03.2013 [Woche 73]
by XShipper   
Trauma wegen Pünktchen    



Das war ganz klar nicht meine Woche. Mir scheint so… - nein, es war ganz gewiss so, dass in den letzten Tagen alles schief ging. Nichts wollte mir gelingen und alles, was ich anpackte, musste ich unerledigt fallen lassen. Ich hatte weder den notwendigen Enthusiasmus noch die Überzeugung, irgendetwas richtig zu machen. Und alles Begann mit einer ach so schönen wie auch freudigen Diagnose beim Frauenarzt. Nicht für mich...

Ich begleitete Tiziana wie besprochen, doch wartete ich allein im Wartezimmer, während sie über sich die üblichen Untersuchen ergehen ließ. Da saß ich nun fröhlich und zufrieden bis mein Blick über die vielen runden Bäuche der anderen Frauen wanderte. Zuerst noch entzückt, dann sehnsüchtig, sogar eifersüchtig bis zur schmerzlichen Erkenntnis, dass ich genau das in dem Moment auch wollte, aber nicht hatte.

Ich sprang auf und vereinbarte bei der Anmeldung einen Termin für mich selbst – so konnte das schließlich nicht weitergehen. Auf dem Weg nach Hause begrüßte ich die Kälte, die um jede Ecke eisig und schneidend geweht kam. Tizianas Redeschwall registrierte ich kaum und doch fühlte ich mich schuldig. Sie freute sich so sehr. Bisher sah auch alles ganz gut aus. Sie konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und all die positiven Neuigkeiten Gianni zu erzählen und ihm das erste Ultraschallbild zu zeigen.

Vor meinem inneren Auge sah ich beide lachend Arm in Arm und wie er sie vor Stolz wie Freude umherwirbelte. Dass ich irgendwann in Giannis Gesicht das Lachen von Robert drin sah, erschreckte mich. Sobald ich den schwarz-weißen Ausdruck sah, entschuldigte ich mich fast schon panisch bei ihr und ließ sie an Ort und Stelle stehen, während ich nach Hause eilte. Ich wagte den Blick über die Schulter nicht.

Ich wollte mich nur noch in meinen eigenen 4 Wänden vor dem Glück der Welt verstecken… völlig vergessend, dass ich eigentlich noch zurück zur Arbeit musste. In Decken gehüllt und in der kalten, dunklen Wohnung starrte ich für lange Zeit ins Leere. Mir wurde erneut klar, was ich schmerzlich vermisste und glattweg verdrängt hatte: Pünktchen! Sowie das stete Klingeln des Telefons, dessen Schrillen mich eigentlich aus meiner Lethargie hätte herauszerren sollen.

Kraftlos sank ich für eine lange Weile in einen tiefen, unruhigen Schlaf, der mir die Schweißperlen auf die Stirn trieb. So fand mich schließlich Robert, mein gutmütiger Held. Ich fühlte seine sanfte Hand, die mir die feuchten Strähnen aus dem Gesicht strich. Nur eine kleine Lampe am Couchende erhellte mit ihrem schwachen, aber warmen Licht ein bisschen den Raum. Ob ihr geschuldet oder einem inneren Feuer in Roberts Augen vermochte ich in dem Moment nicht klar zu sagen, aber er war für mich der Anker aller Dinge, als ich müde die Lider hochzog und bis in den tiefsten Abgrund der Seele und des Herzens meines Mannes blickte.

Ganz krank vor Sorge sei er gewesen, als man ihn vom Kindergarten aus anrief und ihn fragte, ob er etwas über meinen Verbleib wüsste. Zuhause würde keiner ans Telefon gehen, mein Dienst hätte schon vor Stunden wieder begonnen und nun saß Valentina ganz traurig und verlassen bei meinen Kolleginnen. Sie hätte bereits abgeholt werden sollen. Gesetz dem Fall ich wäre wieder auf Arbeit erschienen, hätte ich sie ja mit nach Hause genommen.

Wie Robert nun mal ist, kann er leicht panisch reagieren und demnach unüberlegt handeln. (Ich glaube, da nehmen wir uns durchaus nicht viel... wir sind uns eben doch recht ähnlich.) Ohne groß nachzudenken ließ er im Restaurant erst einmal alles stehen und liegen, um seine Tochter abzuholen. Das muss man ihm natürlich hoch anerkennen. Aber all die wichtigen Fragen, die man sich doch in so einem Fall stellt, kamen ihm erst nach und nach in den Sinn.

Valentina hatte er bereits im Flur abgesetzt und war dann auf mich zugestürmt. So hockte er dann also vor mir auf dem Boden und war völlig außer Atem. Er bekam sich gar nicht wieder ein, als er mit den Armen wild fuchtelnd mir von all den Schauermärchen berichtete, die ihm auf dem Weg nach Hause durch den Kopf gingen, was mit mir sei: Unfall, Entführung, Mord, oder dass ich ihn einfach verlassen hätte.

Was es tatsächlich war, traute ich ihm nicht zu gestehen. Er war einfach so süß in dem Moment wie er sich so um mich Sorgen machte. Stattdessen gaukelte ich ihm eine Blitz-Erkältung vor, und hier kam mir der Angstschweiß zugute als mein treues Alibi.

Ich schäme mich dafür, denn ich hätte wissen müssen, dass diese Lüge nicht auf Dauer halten würde. Aber sie hatte den positiven Nebeneffekt, dass sich Robert spontan frei nahm und ich „krankheitsbeding“ auf Arbeit ausfiel. Schließlich sind seine wohltuende Hühnerbrühe, die Wärme seiner Umarmung und seine Liebe die beste Medizin.

Valentina war dagegen nicht so einfach zu händeln wie ihr Papa. Vermutlich habe ich sie mit meiner eigenen, inneren Unruhe angesteckt. Sie ist sonst der Goldschatz auf Erden, aber diese Woche war sie zum absoluten Quälgeist mutiert. Als würde mir das Schicksal zeigen wollen, dass Kinder auch kleine Biester sein können und ich gar nicht der Sehnsucht nach einem eigenen, süßen Fratz verfallen brauch. Die machen ja doch nur Ärger und sind ein jahrelanger, unbändiger Aufwand.

Ich fand auch kaum den nötigen Nerv und war selbst in der Öffentlichkeit den Tränen vor allem aber der Verzweiflung nahe, wenn Valentina nicht ruhig sein wollte, nicht zurück in den Kinderwagen wollte, nicht artig sitzen wollte, das Essen mit keinem Bissen probieren wollte, nicht zur Mama zurück wollte, wenn sie meiner Reichweite entfloh, nicht in die Badewanne wollte, nicht ins Bett wollte, nicht das, nicht jenes, gar nichts. Ich wurde beinahe wahnsinnig und einmal hätte ich fast die Beherrschung verloren.

Das begreifend ließ mich an jenem Abend wieder in die Decken fliehen. Ich fühlte den drohenden Absturz, der sich in darauffolgenden Tagen fortzog. Für die Osterplanung fehlte mir bisher der Elan, die Wohnung wäre ohne Roberts stumme Hilfe mittlerweile ein Unfallschauplatz, den Termin beim Frauenarzt ließ ich platzen, Valentina warf ständig irgendwelche Gegenstände nach mir oder kniff mir in die unmöglichsten Stellen und ein unschuldig daherkommender Anruf von Tiziana vorhin ließ mein ganzes Lügengeflecht gegenüber Robert platzen.

Eine Aussprache ist nun fällig und er verdient – wie immer – die Wahrheit. Gleich wird er mit einem heißen Pott Kaffee aus der Küche kommen, den er extra aufgesetzt hat. Dann werde ich ihm wohl oder übel berichten müssen, dass mich diese eine Sache wie bei einem Bumerang-Effekt einfach nicht loslassen will. Obwohl… das weiß er ja längst, also geht es eher darum, was wir jetzt machen können. Wir! Gemeinsam! Auch wenn mir meine wirrsten Gedanken dies gern einbläuen wollen, aber mit ihm an meiner Seite bin ich eigentlich nicht allein.

Deine